Neue Chancen mit einer Bürgerenergiegenossenschaft!

In Solingen soll schon bald eine Bürgerenergiegenossenschaft gegründet werden, die sich an den SWS beteiligt und mit ihren Einlagen Investitionen der Stadtwerke in dezentrale nachhaltige Energieerzeugung unterstützen möchte.

Die erste Veranstaltung zur Vorbereitung ihrer Gründung zeigte ganz klar die Chancen auf, die ein solches Projekt bietet.

Prof. Dr. Joachim Misselwitz, Aufsichtsratsmitglied der BürgerEnergie-Jena und Thomas Zaremba, Geschäftsführer der Stadtwerke Energie Jena Pößneck stellten das Modell der Bürgerenergiegenossenschaft in Jena und ihre Zusammenarbeit mit den dortigen Stadtwerken vor.

Alles verläuft bis jetzt für beide Seiten in vielfältiger Weise positiv.
Abhängig ist der Erfolg auch von der parteiübergreifenden Einigkeit und Zusammenarbeit aller politischen Interessengruppen. Es besteht ein Konsens, dass die Genossenschaft Vorteile für die Stadtwerke, die kommunale Wirtschaft und auch für die Verbraucher bringt:

Die Kundenbindung wird verstärkt, die Wirtschaftskraft in der Region gehalten, und eine transparente, nachhaltige Entwicklung unter Beteiligung möglichst vieler BürgerInnen gefördert .

Prof. Dr. Joachim Misselwitz, Aufsichtsratsmitglied der BürgerEnergie-Jena
stellte das Modell dieser Genossenschaft ausführlich vor:

Die Eckdaten:

Der Kaufvertrag über 2 % der Stadtwerke Energie Jena Pößneck für die Summe von € 8,3 Mio. wurde zum 01.01.2012 rechtskräftig und somit ist die Genossenschaft Anteilseigner an den Stadtwerken.
Die Stadt Jena behält für die Anteile ein Vorkaufsrecht, ein Rückkaufsrecht und eine Call-Option nach 20 Jahren.
Wer Mitglied der Genossenschaft werden will, muss mindestens einen Anteil zum Preis von € 500,- erwerben, die Höchstgrenze pro Gesellschafter ist auf € 50.000 bzw. 2 % der Gesamteinlage festgelegt.
Die BürgerEnergie-Jena hat heute 737 Mitglieder und Einlagen von € 6.728.500. Damit sind schon 1.6 % der Anteile an den Stadtwerken bezahlt. Für den noch nicht gezahlten Anteil besteht eine Stundungslösung.
Bei guter Entwicklung der Genossenschaft wird eine Erhöhung der Anteile auf 5 %, aber maximal 10 % angestrebt. Darüber wird zu gegebener Zeit mit der Stadt verhandelt.
Nach der Ankündigung, dass künftig Neumitglieder ein Eintrittsgeldes von 2 % der Einlage zahlen müssen, schnellten die Mitgliederzahlen zuletzt noch einmal sprunghaft in die Höhe.
Im Mai 2013 gab es die erste Ausschüttung von 4 % für das Jahr 2012.

Die AGs – Fachkompetenz und Mitbestimmung:

Es gibt in der BürgerEnergie-Jena mehrere Arbeitsgruppen:

  • Öffentlichkeitsarbeit (Infoveranstaltungen, Flyer, Info-Stände etc.)
  • Internetangebot (Homepage, Wiki)
  • Erwartungen an die Unternehmenspolitik der Stadtwerke
  • Projekte zur Erzeugung dezentraler nachhaltiger Energien
  • innovative Heizungserneuerung

Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich.

Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung:

  • An den Gesellschafterversammlungen der BE-Jena nimmt immer auch ein Mitglied des Aufsichtsrats der Stadtwerke teil.
  • Zusätzlich finden regelmäßig öffentliche Bürgerenergie-Treffs statt.
  • Es gibt eine gut funktionierende Zusammenarbeit mit anderen Genossenschaften aus dem Saale-Holzland-Kreis.
  • Die BürgerEnergie-Jena ist Mitglied im Dachverband „BürgerEnergie-Thüringen“.

Die Bedeutung der Bürgerenergiegenossenschaft für die Stadtwerke

Thomas Zaremba, Geschäftsführer der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck, berichtet zu diesem Punkt:

Von ca. 600 bestehenden Energiegenossenschaften in Deutschland gibt es nur zwei, die sich an ihren Stadtwerken beteiligen. Die BürgerEnergie-Jena ist eine davon.

Die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck sind sich darüber im klaren, dass mit jedem abgegebenen Prozent der Stadtwerke notwendige Einnahmen für Investitionen in das laufende Geschäft verloren gehen. Nach dem Rückkauf der 30 % Anteile vom Energieriesen E.on und von STEAG im Jahr 2011 ist man sich in der Jenaer Politik einig, keine weiteren Prozente von den Stadtwerke Energie Jena-Pößneck an Private Investoren abzugeben.
Ausnahme: zwei Prozent an die BürgerEnergie-Jena.
Weitere Prozente sind bei gutem Erfolg verhandelbar.

Gesellschafter der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck sind 2014:

  • 62,1 % Stadtwerke Jena GmbH
  • 20 % Thüga AG
  • 10 % Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen mbH
  • 5,9 %Stadtmarketing Pößneck GmbH
  • 2 % BürgerEnergie-Jena

Zaremba betonte die großen Chancen für die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck:

  • Eine starke Kundenbindung ist gegeben durch die persönliche Teilhabe der Bürger an den Stadtwerken.
  • Mitglieder der BürgerEnergie-Jena (ca. 700) sind Botschafter der Stadtwerke-Philosphie.
  • Die Mitglieder sind Multiplikatoren für Ökostromprodukte.
  • Sie sind Partner bei der Entwicklung dezentraler erneuerbarer Energie-Projekte
  • Es gibt mehr Transparenz, mehr Informationen
  • Damit gewinnt man neue Energiekunden auch in den Nachbarstädten und – Kommunen.
  • Gleichzeitig werden neue Mitglieder für die BürgerEnergie-Jena gewonnen

Die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck haben sich bereits von Atomstrom abgekoppelt. In den Großkraftwerken mit fossiler Energieerzeugung wird keine Zukunft gesehen. Jena strebt als Ziel 100 % erneuerbare Energien an.

Zaremba bewertet die persönliche Teilhabe der Bürger an den Stadtwerken als sehr positiv.

Die Risiken schätzte Zaremba aufgrund der guten Zusammenarbeit als eher gering ein.
Was er als notwendig ansieht:

  • Dass es die BE schafft, die Interessen der Genossen zu bündeln.
  • Dass die BE ist eine langfristige professionelle Führung hat.
  • Dass unterschiedliche Prioritäten der Erwartungen an die Stadtwerke nicht zu Konflikten führen.
  • Eine weiterhin konstruktive Kommunikation.

Was könnte dieses Modell in Solingen bewegen?

  • Eine zukunftsfähige Entwicklung der SWS fördern.
  • Kundenbindung durch die Identifikation der Bürger mit ihren Stadtwerken und damit eine Stärkung der SWS erreichen.
  • Die kommunalen Wirtschaft fördern dadurch, dass Investitionen in Solingen bleiben.
  • Mit den Einlagen in die Energiegenossenschaft den Ausbau der erneuerbaren Energien in Solingen finanzieren.
  • Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung
  • Den Genossenschaftsmitgliedern eine sichere Geldanlagemöglichkeit mit einem Anlageertrag von möglicherweise bis zu von 4 % jährlich bieten, also weit höher als bei Sparbüchern, Tagesgeld oder Bundesanleihen.

Alles das ist möglich, wenn sich die Politik in Solingen endlich einmal über den Tellerrand der jetzt bevorstehenden Bundestagswahlen und Kommunalwahlen im kommenden Jahr hinaus bewegen kann.
Die Rekommunalisierung der SWS war der erste große Schritt in die richtige Richtung – jetzt müssen weitere Schritte folgen:
Um eine zukunftsfähige Aufstellung des größten städtischen Unternehmens, der Stadtwerke Solingen, zugunsten der BürgerInnen und der Wirtschaft – zum Wohle der Stadt Solingen voranzutreiben und damit eine Win-Win-Situation für alle Seiten zu schaffen!

BürgerEnergie-Jena
Stadtwerke Energie Jena-Pößneck

Ein Kommentar zu Neue Chancen mit einer Bürgerenergiegenossenschaft!

  1. Gut, dass Du, Birgit, so gut und ausführlich berichtest. – Der Redakteur von der Morgenpost hat ja nicht einmal den Unterschied zwischen „Bürgerfond“ und BürgerEnergieGenossenschaft drauf. – Und das Solinger Tageblatt hat erst garnicht berichtet: Anstatt dieses Thema einmal wirklich ausführlich zu beleuchten, weil es für ALLE Solinger von Bedeutung ist, ergehen sie sich in ellenlangen Artikeln über Flugverbote für Modellflieger. Das ist so absurd!

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