Das Städtische Klinikum Solingen und die Fallpauschale

Das städtische Klinikum ist ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil unserer kommunalen Daseinsvorsorge

für etwa 29.000 Patienten im Jahr bei 720 belegbaren Betten. Zugleich ist es einer der größten Arbeitgeber in Solingen mit 1.500 Beschäftigten (Voll- und Teilzeit) und 16 Chefärzten.
Der Jahresumsatz liegt bei ca. € 120 Millionen.
Es ist zu 100 % in kommunaler Hand. Alle Abteilungen laufen im Eigenbetrieb (auch Küche, Wäscherei, Reinigung etc.).

Die Fallpauschale / DRG (Diagnosis Related Groups)

Bis Ende 2003 wurden Krankenhäuser durch eine Bettenpauschale finanziert, die von den Krankenkassen pro belegtes Bett gezahlt wurde, egal ob die Behandlung selbst aufwendig oder weniger aufwendig war.
Das führte dazu, dass die Krankenhäuser möglichst viele Betten anschafften und belegten, um teure Behandlungen durch eine möglichst hohe Belegungszahl finanzieren zu können.

Mit der Einführung der Fallpauschale im Jahr 2004, die die Krankenhäuser zum wirtschaftlicheren arbeiten drängen sollte, änderte sich die Situation grundlegend:
Bei der Fallpauschale steht für jede Behandlung oder Operation nur noch ein begrenztes Budget zur Verfügung. Dauert die Behandlung länger oder wird aufwendiger, bekommt das Klinikum die zusätzlichen Leistungen nicht bezahlt. Alle über die festgelegte Pauschale hinaus entstehenden Kosten pro „Fall“ werden von den Kassen nicht mehr erstattet.
Deshalb schreiben seit Einführung der Fallpauschalen 2004 immer mehr Kliniken rote Zahlen.

Durch die Fallpauschale wächst der Druck besonders auf die kommunalen Krankenhäuser wirtschaftlicher zu arbeiten – denn, schreibt ein kommunales Krankenhaus zu lange und zu hohe rote Zahlen, nutzen ganz schnell private Investoren die Gelegenheit um das Krankenhaus zu übernehmen.

Die Folgen

Unter der Klinik-Leitung von Dr. Hans-Joachim Fietz-Mahlow kamen in Folge nur noch durch Einsparungen bei z. B. Reparaturen und Ausstattung die schwarzen Zahlen zustande. Das Ergebnis am Ende seiner Dienstzeit war ein riesiger Investitionsstau.

Seit vor drei Jahren Dr. Hans-Joachim Fietz-Mahlow die Leitung abgegeben hat, schreibt das Klinikum deshalb rote Zahlen. Die sind bedingt durch millionenschwere Investitionen in eine dringend notwendige und umfangreiche Sanierung. 2015 war die Bilanz deshalb mit € 7,5 Mio. im Verlustbereich. Aber auch für die nächsten zwei Jahre sind weitere Millionen Euro notwendig, um den Investitionsstau abzuarbeiten und eine gelungene Neuaufstellung zu sichern.

Die Konsequenzen

Insgesamt wird auch an einer Optimierung der Organisation gearbeitet.
Vor einem Jahr wurde durch einen Gutachter festgestellt, dass das im Klinikum die Bettenauslastung bei „nur“ 85 % liegt. Erwa 70 Betten sollten deshalb abgebaut werden.
Im Haus G wurden in Folge drei Etagen geschlossen, im Hochhaus zwei Etagen für Wahlleistungen fertig gestellt. Das Klinikum ist auf diese zusätzlichen Einnahmen angewiesen. Der ursprünglich geplante Neubau mit einem Wahlleistungsangebot wurde dafür gestrichen.

Die roten Zahlen sorgen im Klinikum allerdings schon für Gerüchte über eine mögliche Privatisierung, und der Name „Helios“ soll gefallen sein. Helios/Fresenius ist die größte private Klinikgruppe in Deutschland, noch vor dem Rhön-Klinikum und den Sana-Kliniken.
Doch diese Sorgen sind zurzeit noch unbegründet; Wenn es das Klinikum schafft in den nächsten Jahren nach erfolgreicher Neuaufstellung wieder Gewinn einzufahren – was durchaus zu erwarten ist.

Wenn das Klinikum das nicht schafft – dann könnte es kritisch werden, denn interessierte Investoren werden die weitere Entwicklung genau beobachten um sich bei passender Gelegenheit das Krankenhaus unter den Nagel reißen zu können.

Unterstützender Lösungsansatz

Dem Klinikum würde es in der momentanen Situation sehr helfen, wenn es zumindest vorübergehend von den jährlichen Abgaben in Höhe von € 500.000 an die Stadt befreit würde.

Abschaffung der Fallpauschale

Schnellstmöglich muss die Abschaffung der Fallpauschale durch die Bundesregierung das Ziel sein, denn letztendlich setzt sie nicht nur die Kliniken unter finanziellen Druck, sondern beeinträchtigt auch eine unter menschlichen und ethischen Aspekten angemessene Behandlung der Patienten.

Auch die Hygiene, und damit der Kampf gegen die resistenten Krankenhauskeime (MRSA) könnte im Wesentlichen verbessert werden, wenn eine vernünftigere Abrechnungsform zur Finanzierung der Krankenhäuser beschlossen und umgesetzt würde.

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