Ein Grund zur Freude, aber auch zur Analyse…

Das ist eine wirkliche Überraschung:
schon zum 30. September sollen die SWS wieder vollständig rekommunalisiert werden – vorerst zumindest. Denn wie es dann weiter gehen soll, darüber ist noch nicht entschieden worden.

PLäne für die Zukunft
Die CDU würde gern schnell nach dem nächsten strategischen Partner greifen, immer noch der Ansicht, die SWS wären alleine handlungsunfähig. Damit trauen sie weder den Stadtwerken noch sich selbst zu, das Steuer in die eigene Hand zu nehmen.
Norbert Feith, Bernd Krebs und Jan Welzel hoffen, dass ein anderer strategischer Partner bessere Bedingungen erbringen wird. Aber Aktiengesellschaften sind und bleiben ihren Anteilseignern verpflichtet, die möglichst hohe Gewinne einstreichen wollen. Mit einem neuen strategischen Partner käme Solingen vom Regen in die Traufe – aller Einsatz wäre umsonst gewesen.

Die Grünen, die DSW, die BFS und Solingen Aktiv freuen sich über die sich bietende Gelegenheit, die Stadtwerke Solingen wieder in kommunaler Hand zu führen.

Die SPD allerdings hält sich für verschiedene Optionen offen; sie will sich noch nicht festlegen. Müssen wir jetzt damit rechnen, dass sich die SPD zusammen mit CDU und FDP als Ratsmehrheit auf einen neuen strategischen Partner für die SWS einigen?

Zukunftskonzept
Über das richtige Zukunftskonzept für die SWS muss jetzt dringend nachgedacht werden. Dazu gehören möglicherweise auch Kooperation auf Augenhöhe mit anderen Partnern, aber die Eigenständigkeit und damit Selbstbestimmung sollte dabei so weit wie möglich in Solinger Hand bleiben. Dadurch würden nicht nur Arbeitsplätze gesichert, sondern auch neue geschaffen. Die Wertschöpfung für die Stadt Solingen würde insgesamt gesteigert, weil mehr Aufträge in die Wirtschaft gingen.

Der Rückkaufpreis
Ist der Rückkaufpreis wirtschaftlich vertretbar? Neuerdings heißt es, die MVV Energie AG soll im Jahr 2001 für die SWS-Anteile 128 Millionen Euro gezahlt haben, obwohl bis zur Bekanntgabe des Verhandlungsergebnisses immer von 120 Millionen Euro die Rede war. Für 114 Millionen plus 2,5 Millionen Euro gibt sie die Anteile zurück – also mit 11,5 Millionen Euro Verlust – oder nur 3,5 Millionen Euro. Allerdings stehen diesem Betrag wiederum ungefähr 50 Millionen Euro Gewinn aus den letzten 11 Jahren gegenüber.
MVV hat ein gutes Geschäft gemacht und setzt sich jetzt schnell ab.

Die Zukunft auf dem Energiemarkt
Es ist derzeit ein allgemeiner Trend, dass sich die großen Energieversorger immer mehr aus kommunalen Stadtwerken zurückziehen. Der Energiemarkt hat sich, nicht zuletzt durch die Energiewende, stark verändert: in neue Stromnetze und effiziente und nachhaltige Energieerzeugung muss investiert werden. Gleichzeitig wird sparsamer Energieverbrauch gefördert. Das bedeutet für die Zukunft zusätzliche Kosten und niedrigere Einnahmen für die Stadtwerke, auch in Solingen. Eine großzügige Rendite von 8,5 % ist nicht mehr zu erwarten – deshalb der schnelle Rückzug von MVV.

Verfassungswidrige Gewinngarantie
Unbekannt ist bis jetzt, ob im Rückkaufvertrag eine Vorbehaltsklausel festgelegt wurde, die für den Fall der Nichtigkeit oder Teilnichtigkeit des Konsortialvertrages von 2001 eine Rückabwicklung ermöglicht. Denn unbeantwortet ist immer noch die Frage, ob dieser Vertrag eine verfassungswidrige Gewinngarantie für MVV enthält. Eine nachträgliche Rückabwicklung käme für die Stadt Solingen viel günstiger als der Rückkauf: nach Gegenrechnung der Einnahmen mit dem Kaufpreis bekäme MVV nur 78 Millionen Euro für seine Anteile zurück.

Bürgerbeteiligung
Es ist höchste Zeit für die schon in der Ratssitzung am 2. Februar 2012 beschlossene, sofortige und umfassende Bürgerbeteiligung, für mehr Transparenz und Informationen!

Ein Kommentar zu Ein Grund zur Freude, aber auch zur Analyse…

  1. Wenn die Stadtwerke wieder in städtischer Hand sind, so müssen die einzelnen Sparten weg von Minusgeschäften. Mir fällt da z. B. ein, dass
    – viele Solinger Nachbarstädte bestimmt froh wären, von uns gutes Talsperrenwasser angeboten zu bekommen, damit sie nicht länger „im trüben Rheinuferfiltrat fischen“ müssen,
    – der Anreiz für Autofahrer, ihren Wagen stehen zu lassen und per Ticket 2000 zu fahren, wegen der ausgedünnten Fahrpläne (bei stetig steigenden Preisen) und trotz der hohen Spritpreise z. Zt. sehr schwach ist – ich selbst habe es eine zeitlang probiert und wieder gekündigt, weil die Möglichkeiten zu begrenzt waren. Daran muss dringend gearbeitet werden mit dem Ziel, durch reizvollere Angebote die Stammkundschaft der Bussparte so sehr zu steigen, dass sich die höheren Ausgaben trotzdem rechnen. Ein jährliches Defizit von mehreren Millionen darf nicht mehr sein!
    – gerade nach der Katastrophe von Fukushima das Interesse an atomstromfreier Energie groß ist. Das sollten die Stadtwerke konsequent nutzen und tatsächlich „sauberen“ Strom anbieten und bewerben.
    Ebenso sollten sie demonstrativ auf die Zusammenarbeit mit allen Banken verzichten, die schmutzige Geschäfte im Bereich Atomenergie, Genmanipulation, Spekulation auf Nahrungsmittel(preise), usw. treiben. Ich meide schon lange die Deutsche Bank, die mit ihren diversen Beteiligungen und „Unterfirmen“ weltweit ihr Unwesen treibt und erheblichen Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung nimmt. So kauft sie sich z. B. mittels „Sponsorentätigkeit“ zunehmend Möglichkeiten ein, die Bildungspolitik mitzubestimmen; mittlerweile auch an der Berliner Hochschule, in deren Bildungsrat sie mitbestimmen. Mutmaßliches Ziel: Durch entsprechende Inhalte und Methoden im Bildungs- und Erziehungsbereich sollen unsere Kinder und Jugendlichen zu unkritischen, konsumorientierten Arbeitnehmern erzogen werden, die stets fleißig und ohne über ihre Situation nachzudenken (z. B. weil sie gar keine Zeit dafür haben) ihren beruflichen Pflichten nachkommen, möglichst nur an sich denken – Solidarität wäre ja gefährlich! – und ansonsten nicht viel zu denken …
    Meine Alternative zur Deutschen Bank: Die GLS-Bank – übrigens auf Empfehlung von Sybille A. aus S.

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